Sega Sega

Langsam kam der Gedanke auf etwas zu tun. Doch wahr mir noch nicht eindeutig klar welche Art der Beschäftigung ich nachgehen sollte. Tagelang beobachte ich das Treiben an den Strand und in den umliegenden Tavernen. Um so mehr ich meiner Observation nachhing wurde mir bewußt, das niemand wirklich etwas tat. Warum sollte ich also der einzige sein, der unnütz seine Kräfte vergeudet? O.k. da und dort sah man mal einen alten Steinmetz der hopsend am Strand die Lebensgeister um Lebensverlängerung bat. Doch war dies wirklich tun? Nö, so recht konnte ich mich nicht mit diesen Gedanken anfreunden. Ich lief am Strand lang hob einen Stein auf. AH! Die Bandscheibe. Hörte sich an wie das öffnen der Kofferraumklappe unseres alten Fort Taunus. Welcher Klang mir noch gute zehn Jahre seit seiner Verschrottung hinterhersang. Kurzzeitig hatte ich die Stellung eines Gelähmten angenommen. Ein vorbeifahrender Rollstuhlfahrer begrüßte mich mit den Worten, "Hey Bruder, alles gerade"?! Mit einem Fußtritt lenkte ich seinen AOK Schopper Richtung offenes Meer.

Den gefundenen Stein steckte ich derzeit lässig in der Hosentasche und suchte um mich schauend einen geeigneten Ort um mich von den Strapazen zu erholen. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel und für einen Moment schien es so als grinste sie mich an. Geblendet von der Helligkeit schloß ich die Augen, was eine kurzzeitige Blindheit zu folge hatte.
Ich schlief ein und ein seltsamer Traum suchte mich Heim. Ich bettete nicht Zuhause zu sein.
Ich ging an einem Strand lang und hob einen Stein auf, kaum hatte ich den Kiesel auf Kniehöhe gebracht hörte ich schon die Engel singen. Der Singsang machte mich ganz kieke. Ein zweitklassiger Schlagergesangstot, durch Kopfschüttelndes zuhalten meiner Ohren versuchte ich krampfhaft gegen meinen Tot anzukämpfen. Nie hätte ich ahnen können das Engel auch auf deutsch singen!
Dem Erschöpfungstot so gerade noch entwischt, wachte ich kreidebleich auf, aß ein Stück Schokolade um meinen Teint aufzufrischen, zählte meine sechs Sinne zusammen, kam aber nur auf fünf, war mir aber in dem Moment eh Scheiß egal. Ich Lebte!

Ein alter Mann trat an mich rann und begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln. Mit klebrigen Fingern schüttelte ich seine, von Todesmalen gezeichnete, Hand, oder waren es Beide? Ich wußte es nicht mehr, war ja auch egal. Der Opa redete mit eindringlichen Worten auf mich ein: "Ey, Junge tu etwas, nur durch tun hast du etwas getan", versuchte er mich zu belehren. "Klugscheißender Greis", dachte ich mir.
"Albert Einstand", warf er in den Raum. "Stein, Albert Einstein hieß der gute", verbesserte ich ihn.
"Wie auch immer", warf er von sich, "Diese wichtigste Persönlichkeit unseres Jahrhunderts hat der Menschheit durch sein reines tun zu Fortschritt und Macht verholfen", gab er zeitzeugend von sich. "Guter Mann", versuchte ich ihn zu unterbrechen, "Dieser grauhaarige alte Atomschnitzer hat doch höchstens dazu beigetragen die Bevölkerungsdichte von Hiroschima zu senken, fragen sie mal die mutierte Generation der Nachkriegszeit ob die den albernen Einstein auch so toll fanden."
Verlegen suchte er nach Worten. Stotternd erwähnte er die Erfindung des Rades, die ja auch nur durch reines tun erfunden werden konnte.
Ich sagte: "Viele Vorschulkinder tun sich heute schwer daran mit ihren gebrochenen Knochen ihren Schulweg zu beschreiten, die aufgrund der zu schnellen Geschwindigkeit des Rades; zustande kamen." klärte ich den Sachverhalt.
"Sie sehen aber auch alles immer nur von der negativen Seite", beteuerte er.
"Was meinen sie, was plattgefahrene Igel noch sehen können, die zu Tausende ihr Leben im Straßenverkehr ließen", gab ich weiter zu meinen besten.
An seinen Stirnrunzeln sah ich das er zu einen letzten Überzeugungsversuch ausholte. "Christus Kolumbus, der Mann hat doch nur durch monatelanges tun Amerika entdecken können", grinste er siegessicher. "Ey, alter, erstens hieß der Mann nicht Christus, sondern Christoph und zweitens hat der am wenigsten am Schiff getan, so wie weiß war der ständig betrunken". "Die Cracksüchtigen Gettokids kommen schließlich nicht von ungefähr", steuerte ich noch mediensicher bei.
In gekonnter Stenogeschwindigkeit hielt ich ihn kurz den Tagesablauf eines solchen Gettokindes vor Augen. Kotzent ging er weg.
"New York", rief ich noch hinterher.
" Abhängender Besserwisser", rief er beleidigt zurück.
"Jesus", rief ich wutüberkochend "der Mann hat durch reines rumhängen seit Jahrtausenden eine Weltreligion am laufen gehalten" , "da könnt ihr alten Hektiker euch mal ne Scheibe von abschneiden."

Der Altenpfleger welcher den armen Unwissenden begleitete packte ihn zurück in seinen Rollstuhl und schob ihn Richtung Sanatorium, welches nah am Berggipfel lag.
"Du wärst in ein Krematorium mit Sicherheit besser aufgehoben um der Menschheit durch dein Tun dienlich zu sein", schrie ich noch mit geballter Faust und kehrte um Richtung Taverne.
Während ich leicht gewissenbeladent an mein zu vor bestelltes Bier lutschte, dachte ich über die Zukunft nach.
Wir amsteltrinkenden Lentastouris trugen nun mal wirklich nicht zum Fortschritt der Menschheit bei, gestand ich mir ein. In meiner Phantasie stellte ich mir vor wie ein abgefucktes Lentaskind, welches durch nächtliche Orgien wahllos ins Leben berufen wurde, mit ausdruckslosen Gesichtszügen mich zum Oberarschloch ernannte.
Wie es stockschlagend hinter mir her rannte, währenddessen ich amstelbauchhaltent das weite suchte. Kinder die Köpfe wie Kürbisse hatten, beschmissen mich während dessen mit eben solch großen Felsgesteinen, die vom Löwenkopf aus eine beachtliche Geschwindigkeit erreichen konnten.
Kopfschütteln wies ich die paranoide Phantasie so weit von mir, so das dem Kellner noch genug Platz blieb mir ein neues Bier zu bringen.
Auf dem Schreck hin leerte ich die Flasche in einem Zug, die Minute Wartezeit des Kellners nutzte ich zu einer neuen Bestellangabe.
Ausnahmsweise betrank ich mich diesen Abend mal, schon vor Acht. Sonst war ich meist schon mittags breit.

Fine

Von Ulle Bowski

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