Drogenmmißbrauch und was dann...

Unleserlich kritzelte ich meine Forschungsergebnisse auf dieses ausgebleichte Papier, welches merkwürdigerweise alle hundert Jahre seine Farbe wechselte, die Zeit schien währenddessen endlos.

16.20 pM 0,5 cc, von ½- promilliger wässeriger
Tartrat- Lösung. v. Diäthylamid peroral =
0,25 mg Tartrat. Mit ca. 10 cc W. verdünnt
geschmacklos einzunehmen.

17.00 pM: Beginnender Schwindel, Angstzustände
Sehstörungen, Lähmungen, Lachanfälle.
Legasthenie. Halluzinationen. Gott lacht mich aus.

"Herr Hofmann", hallte es von oben runter. "Herr Hofmann, Telephon für sie"! Die Stimme wurde lauter, glaubte kurz sie würde mein Trommelfell zerreißen. Besaß ich ein Trommelfell in meinen Ohr ?, mußte lächeln.
Wohlmöglichst noch aus Afrika?, schoß ein zweiter Gedanke hoch, mußte kichern, kichern wie ein kleines verschämtes Kind.

Gott hatte heute in meinen Büro Telephondienst..., mußte lauthals lachen.
Eine pummelige in Minirock schleppte sich die Treppen runter und kam auf mich zu.
Aus dem pummelig wurde dicklich und aus den dicklich ne Fette, so näher sie an mich trat. Sie stand vor mir versperrte mir die Sicht zur Wand. Die Wand war bunt und veränderte ihre Form, ihre Farbe, löste sich vor meinen Augen auf, mußte wieder grinsen. " Herr Hofmann, Herr Rohtlin Leiter der pharmakologischen Abteilung in der Leitung", kam es aus dem dicken Gesicht, ich sah die Worte in meinen Ohr tanzen.
Unsicher und voller Neugier nahm ich den Telefonhörer und stotterte ein gekünsteltes " Hallo" in der Sprechmuschel.
"Herr Hofmann, bevor eine neue Wirksubstanz am Menschen in systematischen klinischen Versuchen geprüft werden darf, müssen in pharmakologischen Prüfungen umfassende Daten über ihre Wirkung und Nebenwirkungen, über ihre Aufnahme im Organismus und ihre Ausscheidung und vor allem über ihre Verträglichkeit beziehungsweise ihre Giftigkeit in Tierversuchen ermittelt werden", brabelte eine neunmal kluge Stimme auf mich ein.
" Hören sie mal Herr Rohtlin, bin gerade dabei umfassende Daten über diese neu entdeckte Substanz zu sammeln, die Aufnahme erfolgt oral und wenn's sein muß piss ich den Shit wieder aus. Da muß kein Tier drunter leiden, verstehen sie Man", gab ich schimpfend zurück . " Tierversuche sagen über die durch LSD bewirkten psychischen Veränderungen nicht viel aus, da diese an den niederen Tieren fast gar nicht, an den höher entwickelten nur in beschränktem Maße feststellbar sind, LSD entfaltet seine Wirkung vor allem im Bereich der höheren und höchsten psychischen und geistigen Funktion", erläuterte ich gewagt weiter. " Wenn sie Herr Rohtlin LSD nehmen und beispielsweise der Wurm der vor ihren Füßen kraucht, dann, nur dann könnte eventuell eine Kommunikation zwischen Mensch und Tier stattfinden, dann würden die geistigen Fähigkeiten bis aufs höchste gefordert, wenn sie verstehen was ich meine Herr Rohtlin", sülzte ich weiter und begann laut zu lachen. Der Hörer des Telephons verwandelte sich in einen Gichtknochen, steckte mich an, war plötzlich von Gicht gezeichnet, ließ den Hörer fallen und rannte. Die Treppen eigentlich hoch aber abwärts. Unendlich war die Strecke, glaubte mehrere Wochen nur Treppen zu steigen. Der Rausch erinnerte mich an einer Einnahme von Ipomoea violacea, eine Zierpflanze welche über die ganze Erde verbreitet ist. Diese blau- rot gestreifte Blüte in Kelchform erfreut nicht nur unsere Augen...
Die Massive Stahltür ließ sich unheimlich schwer öffnen. Versuchte es mit Zauberformeln und dem ganzen Quatsch, endlich nach Tagen, ein Hund öffnete mir und begrüßte mich auf spanisch. Konnte gar kein Spanisch, ein Hund normalerweise auch nicht, habe anscheint eine Wunderdroge entdeckt.
Die Sonne schien in mein Gesicht. War es überhaupt mein Gesicht?, stellte ich in Frage. Die äußerliche Realität und die innere subjektive Wahrnehmung verschmolzen in eins, Metamorphose, unendliche Weiten, dann Spock. Ein Mann mit Segelohren, mit mächtigen Segelohren stand vor mir, kämpfte gegen den Wind an, man sah es ihn an. " Hi, ich bin's Segler", sagte er selbstverständlich, als würden wir uns ewig kennen." Ich habe von deinen Forschungsprojekten gehört, Lysergsäure - diäthylamid - kurz LSD, ist ne coole Sache , rein wissenschaftlich, Hoffi, is klar", gab er nüchtern von sich." Habe schon mit Ska Maria Pastora, de Teonanacatl- Pilzen und natürlich mit den Ololiuqui Samen experimentiert", sagte er und machte eine Drehung um die eigene Achse und stand dann wie ein zweitklassiger Elvis vor mir und schien auf Antwort zu warten. Kannte all die Substanzen nicht die er mir da aufzählte, tat so als würde ich sie kennen und verlangte mehr über ihn zu erfahren und so redete er auf mich ein." Kennst du die schwarzen eckigen Samen aus San Bartolo oder die Samen von Turbina corymbosa, das Wunderkraut der Rastafariebewegung Ghanja? Die Totalsynthese von Psilocybin und Psilocin? Die Wunderwirkung des Teonanacatl? Die Wirkung von Serotin? Die Lähmung durch Haliperidol? Methergin, Dihydergo, Hydergin, Asperin und Koks , is klar." Ich nickte nur bejahend um meine Unwissenheit zu verbergen. " Gut", meinte er und reichte mir ein mittelgroßes Glas mit einer bläulichen Flüssigkeit. " Wußte doch das sie sich mit dem ganzen Zeugs gut auskennen, hier habe ich alles mal zusammen geschüttet, ein lecker Cocktail, habe mir vor ner guten halben Stunde auch so einen Drink gegönnt", sagte er zu mir und machte eine Handbewegung, die darauf hindeutete, daß ich jetzt wohl mit dem Verzehr des unbekannten Gebräus dran sei. " Im Namen der Wissenschaft", sprach ich wie ein großer Redner, als stände ich vor einem hundertenköpfigen Publikum und ließ die zähe Flüssigkeit meinen Magen aufsuchen. Nichts geschah, ich war heilfroh. War schon ein komischer Kauz dieser Segler, dachte ich so vor mir her und beobachtete jede seiner Bewegung. Er hopste von einen Bein auf das andere, flötete eine mir irgendwie bekannte Melodie vor sich her und schien mit sich und der Welt zufrieden zu sein. Um so länger ich ihn anstarrte um so mehr viel mir auf das sein Gehopse zu einen Maraton ausartete, brrrrrrrrrrrr, die Beine wurden immer schneller, linkes, rechtes, linkes...
Seine Melodie wurde zu einen monotonen Summen, immer schneller und schneller schien er zu werden. Puff!                     Auf einmal war er weg.
Wie vom Erdboden verschluckt, keine Qualmwolke , kein Knall, kein Blitz einfach weg. In Luft aufgelöst. Ja, jetzt aber hurga, dachte ich so und bekam es mit der Angst zu tun. Mein Hirn rotierte, seine Einnahme des Gebräus vor ne halben Stunde, meines vor fünf Minuten. Blieben unterm Strich fünfundzwanzig Minuten. Ich Albert Hofmann, Entdecker der Hippidroge Nr.1 würde in fünfundzwanzig Minuten das Antlitz der Erde verlassen nur weil ich von diesem Ersatz Mr. Spock mir hab ne unbekannte Bohle habe andrehen lassen, shit.
Beruhigt dachte ich den einzigen Gedanken der mir noch in meinen Sinnen kam: " Gegengift, ein Gegengift, 24 Minuten, ich schaute auf die Uhr, 23. Minuten. Ich schluckte, schaute mich um . Wo war ich hier eigentlich? War alles so schön bund hier, ach so war ja auf LSD, selber entdeckt, war stolz auf mich. Haute mir mit meinen visulierten dritten Arm auf meine Schulter, die andern beiden Hände hatte ich in der Hosentasche, mit der einen spielte ich mir am Sack, fühlte sich gut an. War es überhaupt meine Hand, fühlte sich so fremd an. Blickte um mich, stand an der Bushaltestelle, eine alte Oma grinste mich an, betrachtete sie von oben bis unten, sah ihren Arm, folgte mit meinen Augenschein wo er endete. Erschrak, in meiner Hose! Die Oma weiter grinsend, " Alles wird gut", und kniff mir in die Eier. Schaute schweißgebadet auf die Uhr. Mußte schlucken, dann würgen, noch 14 Minuten, gut oder schlecht? Schlecht, die Oma schien ihr Handwerk zu verstehen. Gab ihr zwanzig Mark auf die Hand und verschwand. Hatte meinen wichtigen Gedanken noch nicht vergessen" Gegengift". Noch neun Minuten, ich rannte, wußte nicht wohin.
Hastig wechselte ich die Straßenseite, öfters, sprang hin und her, wo war denn noch mal mein Labor. Wühlte währenddessen in meiner Hosentasche, suchte nach meinem Labortürschlüssel. In der einen war sie nicht, dann eben in der anderen, wühlte erneut. Ich, fühlte wieder die fremde Hand, drehte mich zur Seite, sah die Oma neben mir her hinken, sie grinste sagte aber nichts. Ein Faustschlag müßte reichen und holte aus. Blickte mich währenddessen ich weiter lief nochmals um, sah wie sie über die Straße kullerte, dann von einen LKW mitgenommen wurde. Nicht weit , auch nur vorne, mit dem Kühlergrill. Ihr Grinsen schlug in einen depressiven Trauerblick um; naja, wer den Tot vor Augen hat, dachte ich so und lief weiter.
Mein Zifferblatt machte sich mir zum Feind, nur noch zwei Minuten, keine Erfreuliche Information. Was jetzt aus dem superschlauen, Albert Hofmann, der Wissenschaftler in Sachen Bewußtseinserweiterung würde so gleich mal eben sein eigenes Bewußtsein verlieren und nicht nur das, nein der ganze Rest der dieses zusammen hält wird sich dann auch noch in Luft auflösen. Oh man, ich war ein Versager ein Hoffnungsloser, kein Hofmann mehr. Mein Countdown lief, 59, 58, 57,56,55...
Drei, Zwo, Eis, Null !          Null !?      Null !?  Null !?      Na watt den jetzt? Es passierte nichts. Habe ich mich vielleicht...? Oder konnte es sein...? Nein ich müßte mich verzählt haben, verrechnet. Ein Blick auf meine Uhr schon 56. Sekunden drüber. Bin gerettet! Huhu!!!!

Fortsetzung folgt

von Ulle Bowski

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