Der Abend und der Morgen danach

Es war ziemlich später Abend. Mein Kumpel Dan und meine Wenigkeit, waren auf dem Weg ins Kultur-und Kongresszentrum. Dort sollte eine Jubiläumsfeier unseres Betriebes stattfinden. Nach einer ziemlich müden Eröffnungsrede unseres Generales, durften wir uns erst mal ein Glas Sekt hinter die Binde kippen. Nach etlichem Geschrei, wurden auch endlich die ersten Bierfässer aufgemacht. Geraume Zeit später, war die Stimmung auf dem Höchstpunkt.
Einige fraßen, als ob es zwei Wochen lang nichts gegeben hätte. Wie manche rumliefen, da wurde mir ja so richtig übel.
Die allerletzten Klamotten an, 'nen Kamm hinten in der Tasche und Frisuren wie Bahnhofspenner.
Jedenfalls waren sie alle, nach ein paar Stunden richtig dicht, und einige mussten sich übergeben.
Manche davon sogar über dem teuren Teppich.
Dan und ich verabschiedeten uns recht früh, da wir noch etwas vom nächsten Tag mitschneiden wollten. Kaum waren wir aus dem Hauptportal heraus, verspürten wir den unendlichen Druck, uns an der Sl-Limousine zu entleeren, die uns da allzu provozierend im Weg stand. "Na der wird sich morgen freuen", dachten wir uns.
Die Feierlichkeit war korrekterweise auf einen Dienstag verlegt worden, so dass wir uns am nächsten Tag zur Arbeit quälen durften. Ich kam so gegen 8.30 Uhr, und war noch einer der Ersten.
Jedenfalls, ich sitze am Tisch, rauche meine erste Kippe, da sehe ich, wie jemand in die Schrottkiste kotzt. Dieser fette Sack verliert doch nicht etwa das Gleichgewicht, und fällt kopfüber in das Ding hinein. Nach etlichem, tosendem Beifall half man ihm schließlich da raus. Ich entschied mich mit meiner Arbeit zu beginnen, da die deutsche Wirtschaft nicht zu Grunde gehen sollte.
Da ich in der Metallbranche arbeite, benötige ich für meine Arbeit technische Zeichnungen.
Als ich die Tür zur Zeichnungsausgabe öffnete, stieg mir der Geruch von Alkohol und Schweiß in die Nase. Der Grund warum es so furchtbar stank, saß an dem kleinen Tisch, in der hinteren Ecke des Raumes. Es war die fette Drei-Zentner-Bombe vom Brennschneidstand. Mal abgesehen davon, dass man bei diesem Körpergeruch, den er ausstrahlte, kaum atmen konnte, musste er mich doch tatsächlich ansprechen.
"Kann's Duu ma biddee kopiieern"? , fragte er mich.
Da ich kein chinesisch verstand, war er gezwungen die Frage noch einmal zu stellen.
"Kannst Du mal bitte kopiern?"
Jetzt verstand ich ihn. Er hielt mir einen kleinen Zettel hin. Auf diesem Zettel, wollte er seine erledigten Aufträge eintragen. Dieser Zettel war tabellarisch in mehrere Spalten unterteilt. In eine Spalte kam die Auftragsnummer, in eine andere die Materialnummer, in eine weitere andere die Stückzahl des Auftrages, und so weiter, und so weiter, bla, bla, bla.
Da mein lieber Kollege es in seinem Suffkopf nicht mehr fertig brachte, die einzelnen Spalten mit dem Kugelschreiber zu treffen, geschweige den die Tasten vom Kopiergerät, wollte er diesen kleinen süßen Zettel von mir von der Papiergröße A4 auf A0 kopiert haben. Ich betätigte den Auslöser und tat ihm schließlich den Gefallen.
Jetzt war es ihm groß genug. Er bedankte sich bei mir und torkelte davon.
Letzten Endes, war dieser Tag nicht besonderst interressant, aber dass sind ja die wenigsten.

von Martin Flesch

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