01775104869

Der Wecker klingelte, mit versoffenen Blick schaute ich auf das Display des Ruhestörers. Bah, nicht mal halb sechs, gewannt drehte ich mich wieder zur Wand. Hatte fast meinen Traum vergessen. Palmen, Sonne und ein Neger der mir Frischluft zuwedelt. Einen gekühlten Martini in der einen und einen Knackarsch in der anderen.
Meine Aktiengeschäfte liefen gut, zumindest wahr es in meinen Traum so, dann klingelte mein Handy, beziehungsweise mein Wecker. Warum läuft in Träumen immer alles wie geschmiert, wenn statt dessen die Realität ganz anders aussieht?! Wenn es einen Traumgott gibt, also so ein oberster Hirnfutzi der die Traumwelt regiert?! Hut ab! Und dann immer mit den Knüppel drauf, solange bis er mit der scheiß Realitätsverschiebung die er in unseren Köpfen verursacht aufhört.
Der Wecker klingelte erneut, eine Erfindung der Japaner, im zehn Minutentakt uns auf unser Elend aufmerksam zu machen. Nur weil die Sehschlitzexperten gerne Arbeiten gehen und keinesfalls verpennen wollen und die Herstellung dieser Foltergeräte so verdammt billig sind, muß ich jetzt, ach Scheiße.
Verkatert wie ich wahr wendete ich mich zur anderen Seite meines Bettes, das liebste was ich besaß, außer natürlich meine kleine Kellerbar die ich mir zwangsweise auf unseren Dachboden neu aufbauen mußte. Die Keller stehen hier regelmäßig unter Wasser und wer säuft schon gerne in Gummistiefeln?
Wie dem auch sei, mein nächster Griff verfehlte knapp die Innentasche meiner Lederweste und verschüttete den letzten Schluck Rotwein auf meinen ollen Teppich, egal. Der zweite Versuch brachte eine Schachtel Rothändel zum Vorschein. Meine taiwanesische Reproduktion eines Duponfeuerzeuges ließ den Glimmstengel aufglühen. Die tiefe Inhalation setzte einen leichten Hustenreiz in mir frei. So röchelte ich eine gute viertel Stunde vor mir her, kotze, würgte, schaute in meinen Paß, ich war es Ralli. Für einen Moment hatte ich mich nicht wieder erkannt, Husten gehörte nämlich nicht zu meinen Stärken. Gedankenordnent versuchte ich die letzte Nacht zu rekonstruieren. Äh? Bier? Wein? Sekt? Wladimir und Wodka und natürlich ellenlange unwichtige Gespräche im Speedrausch. Wieder einmal suchte ich all meine Taschen nach Telephonnummern oder Adressen ab, mit der Hoffnung vielleicht jene Nacht jemand kennengelernt zu habe. Nach ewiger Sucherei endlich ein Papierfetzen, ich wußte doch das ich ein Charmeur wahr. Meine verqualmten Augen entzifferten lässig vier Zahlen ( 0177), der mit Bier getränkte Restfetzen Bierdeckel ließ den Rest der Geheimnisvollen Nummer unleserlich erscheinen. Ne Handynummer, ne Handynummer, dachte ich laut auf. Klever is Klever: Aber der Rest, wie erfahre ich den Rest der Nummer. Der Rest einer Handynummer bestand aus einer sieben stelligen Zahl das wahr mir jedenfalls sicher. Einschließlich der `0`, gibt es nur zehn Einzel Zahlen, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und natürlich die 9. Sieben brauche ich nur, fallen also drei schon mal weg. Ich wahr nun mal und das konnte mir bis auf dieser Minute keiner abstreiten, Klever, wenn nicht sogar sehr Klever. So dachte ich zumindest, bis zu dieser Minute. Als es dann plötzlich an der Haustür schellte. Eckart, mein Saufkumpane und ehemaliger Schwager. Dieses Rechengenie, ehemaliger Lehrer, wahr klar. Besserwisser, obwohl ich muß zugeben, er wahr nicht ganz doof. "Ralli", sachte er." "Ralli, es ist quasi unmöglich anhand einer Vorwahlnummer einer Handynummer den jeweiligen Besitzer dieses Gerätes ausfindig zu machen". "Ne siebenstellige Zahl läßt sich trilljardenfach kombinieren, is dir dat klar", versuchte er mein Vorhaben aus zu bremsen." Klar is mir dat klar Eckart", aber wir haben doch den ganzen Tach Zeit und wenn wir sofort damit beginnen ...?!"Er unterbrach mich mit einer abweisenden Handbewegung. Ich konterte mit einen heftigen Faustschlag auf den fetten Marmortisch der unter diesem zerbrach. Eckart schien urplötzlich von meinen Vorhaben überzeugt. Er kramte Stift und ein Blatt Papier aus seiner Innentasche und fing an zu spekulieren. "Ecki Einstein", baute ich ihn schulterklopfent auf. " Du machst dat schon".
Erwartungsvoll zündete ich mir eine Kippe an, meine Rothändel und sein Kopf qualmten um die Wette.
Sieben Zahlen in der richtigen Reihenfolge würden mir Tür und Tor zu meinen unbekannten Glück verhelfen, ich wahr gespannt. Eckart schien eher verspannt. Heimlich schmiß ich ihn zwei Trips in sein Colaglass, mit der Hoffnung dadurch seinen Denkprozeß ankurbeln zu können. Ein gravierender Fehler, wie ich später feststellen mußte.
Ecki wurde zum menschlichen Taschenrechner. Während er sich seine selbst erfundenen Formeln zusammen spinnte, bemalte er wie von geisterhand besessen meine komplette Wohnung einschließlich der Inneneinrichtung. Überall waren nur noch Zahlen und schwachsinnige Formeln zu erblicken. Die Wände, mein Toaster , Fernseher, Teppiche, Decken, selbst meine Katze wurde da nicht geschont.
"Ey Ecki is schon gut", versuchte ich ihn zu beruhigen. " So wichtig is die olle Telephonnummer eigentlich gar nicht." " Wer weis wer dat bloß is, denk doch mal, wer gibt mir schon seine Nummer"? "Wer dir deine Nummer gibt"?, fragte Ecki, der Denkerschaum lief aus seinem Maul." Niemand wird dir deine Nummer geben, niemand, verstehst du", er blickte mich mit einen wahnsinnigen Blick an. " Deine eigene Nummer"!, "verstehst du"?
"Meine eigene Nummer"?, wiederholte ich fragend. "Ja du super Spinner, du wolltest deine eigene Nummer entziffern", sprach Ecki lösungssicher.
"Das klingt ja fast Märchenhaft wie du so schnell darauf gekommen bist Ecki", sachte ich im ruhigen Ton. "Doch die Sache hat einen Hacken, ich habe gar kein Handy".
Ecki zuckte nervös mit den Schultern." Dann muß ich mich irgendwo verrechnet haben", "warte ich habe es aber gleich". Ecki schien von sein Vorhaben nicht mehr abbringbar zu sein. Und wieder fing er an irgendwelche Zahlenkombis an alles mögliche zu kritzeln. Sein Gesichtsausdruck wirkte ein wenig Professorenhaft, sein Brabbeln dabei, kindisch. Der Eding mit welchen er die Weltformel zu suchen schien färbte so langsam aber sicher meine komplette Wohnung schwarz. Hier und da war noch vereinzelt helle Stellen zu sichten, die Ecki aber sofort immer rasch mit Lösungsmöglichkeiten dunkel färbte. Irgendwann wahr es dann soweit, wir standen im Dunkeln. Rings rum allet schwarz. Tastend suchte ich Ecki in der Wohnung, konnte mich nur an das Quietschen des Edings orientieren." Ecki, laß uns aufgeben egal , scheiß auf die Nummer, scheiß auf die Alte welche sie gehören mag, scheiß auf allet".! Rief ich abgenervt durch die Bude. Keine Regung, nichts, ich begann mir sorgen zu machen. Ich mich über Ecki sorgen machen, war nicht gerade leicht, der Typ is einfach nur ein Nuller, mit ewigen Dauerglück, den kann eigentlich nie etwas passieren. Selbst sein eigener Tot wird später Schwierigkeiten kriegen ihn Heim zu suchen, der wird sich eher noch verlaufen. Der is im Winter mal super besoffen ins Freibad rein, springt vom zehn Meter Turm, landet mit den Kopf auf den sieben halber, dann mit der rechten Arschbacke auf den Fünfer, von da mit der linken Arschbacke auf den Dreier, dann Stehpüpchener weise auf den Einer, hopst dann lässig zum Beckenrand und is ohne ein Wort zu sagen nach Hause, das is Ecki.
Oder, der wurde mal vom Auto überfahren, aber so das alle Räder in der Luft blieben, das Mittelteil des Auspuffs hatte sich in seine Rastalocken verfangen. Ecki!
Man munkelt über ihn, er wäre ein Teil von Siamesischen Zwillingen. Sie wurden erfolgreich getrennt, er behielt die Knollnase und der Andere das komplette Gehirn.
Der mit dem kompletten Gehirn ist heute unter den Namen Bill Gates in allen Munde, der mit der Knollnase hat so ziemlich überall Hausverbot. Siamesische Zwillinge sind nun mal nicht Eineiig sondern zweiköpfige Drillinge, oder so.
Während dessen ich die Rollos hoch kurbelte, um ein wenig Licht ins Dunklere zu lassen, klingelte fast unüberhörbar mein Telephon. " Hey hier Ete", sprach eine fremde Stimme zu mir". "Habe dir doch Gestern meine Handynummer auf dem Bierdeckel geschrieben, wollte nur kurz erwähnen das sie ab Heute ungültig ist". "Habe vergessen meine Rechnung zu bezahlen." Verdutzt lauschte ich den interessanten Neuigkeiten. Ete?, fragte ich mich derweil, konnte mich absolut nicht an einem Ete erinnern. " Die 0177 steht aber noch", meinte er noch im beruhigenden Ton und legte wieder auf.
" Ja, Moment, schön aber wie?...", ich hörte nur noch das Monotone Tuten der Festnetzleitung meines Anschlusses.
" Ecki", rief ich durch die Wohnung." Der geheimnisvolle Besitzer der Rufnummer heißt Ete"," Laß uns das Projekt aufgeben, fürŽn Pimmel brauche ich keinen Rechenmuntanten, der mir irgend neŽ Nummer zusammen stellt.
Ecki wahr auf Trip! Ich schenkte noch zwei nach, legte ihn noch ne Rutsche Edings auf dem Tisch und verpisste mich, ne neue Nummer abchecken.

von Ulle Bowski

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